Besuch bei der ukrainischen Botschaft
Am 10.12.2013 besuchte Gisela Steinbach gemeinsam mit Helmut Willnat, dem Verantwortlichen für unsere Transporte die ukrainische Botschaft in Berlin. Anlass dieses Besuchs waren die Probleme, die wir bereits ein halbes Jahr mit den Hilfstransporten haben.
Seit Mai 2013 ist unser Lager geschlossen, weil der geplante und beantragte Transport vom ukrainischen Sozialministerium nicht genehmigt wurde. Der Grund dafür ist, dass unser Partner in Bila Zerkwa, Pastor Stepan Gubatij die Auflagen nicht erfüllen kann, welche kurz vor der Beantragung des Transports vom Ministerium erlassen wurden.
Gleichzeitig mit einer Umstrukturierung der ministeriellen Zuständigkeiten in der Ukraine wurde die Behandlung der humanitären Hilfe dem Sozialministerium zugeschlagen, welches darauf nicht vorbereitet war. Mit den anschließend erlassenen Ausführungsverordnungen wollte man nicht nur die humanitäre Hilfe neu organisieren sondern auch die Korruption bekämpfen. Außerdem will man nur noch Transporte ins Land lassen, die zuvor genehmigt worden sind. Einige Organisationen hatten große Mengen Hilfsgüter ins Land gebracht und es dann den örtlichen Partnern überlassen, diese nachträglich als humanitäre Hilfe anerkennen zu lassen, um sie abgabenfrei entzollen zu können. Das hatte anscheinend immer wieder zu Problemen geführt.
Leider geriet dieser Versuch des Ministeriums zu einer großen bürokratischen Anstrengung für unsere ukrainischen Partner. Sie sollten im Voraus einen Verteilungsplan erstellen und von allen geplanten Hilfeempfängern eine schriftliche Erklärung beischaffen, warum sie wie viel wovon benötigten. Da bei den Transporten manchmal mehr als 500 bedürftige und sozial schwache Familien bedacht werden ist diese Anforderung von unseren Partnern in der Ukraine nicht leistbar, da sie wie wir ehrenamtlich arbeiten und die betreffenden Familien sehr verstreut in Dörfern eines großen Bereichs leben.
Obwohl sich die regionale Behörde in Bila Zerkwa sehr für die Genehmigung des Hilfstransports beim Ministerium eingesetzt hatte, war dies Bemühen bisher erfolglos. Inzwischen haben alle Hilfsorganisationen dieselben Probleme, ihre Hilfe in die Ukraine bringen.
So sah Gisela Steinbach sich gezwungen, bei der Botschaft vorstellig zu werden, um zu erläutern, wie die Hilfe aus unserem Kreis im Detail geleistet wird und warum es nicht möglich ist, diese neuen Auflagen zu erfüllen. Im Verein stellten wir also eine bebilderte Dokumentation zusammen in der wir ausführlich aufzeigen, wie die Hilfsgüter bei uns gesammelt, geprüft und gelagert werden und wie unsere Partner in der Ukraine diese Hilfsgüter wiederum an die bedürftigen Familien weitergeben. Diese Dokumentation zeigt sehr deutlich, dass es nicht möglich ist, im Voraus zu planen oder zu „bestellen“ welche Hilfsgüter angeliefert werden sollen. Außerdem wird auch klar, dass die Familien nur das erhalten können, was geliefert wird und was gerade die passende Größe hat. Auf unserer Homepage kann man sich in Bildern ansehen, wie diese Hilfsgüterverteilung vonstatten geht und welche Freude damit bei den Empfängern ausgelöst wird.
Die Dokumentation übergaben wir dem zuständigen Botschaftsmitarbeiter und erläuterten bei dieser Gelegenheit, dass wir darüber hinaus schon mehr als 1200 Kinder zur Erholung eingeladen hatten und dass wir chronisch kranke Kinder in der Ukraine mit Medikamenten versorgen, was in Zusammenarbeit mit der örtlichen Kinderpoliklinik geschieht. Gleichzeitig machten wir dem Botschaftsmitarbeiter deutlich, dass diese zusätzlichen Hilfeleistungen gefährdet sind, wenn der Verein mit seinen Hilfsgüterannahmen nicht mehr regelmäßig im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist und dadurch ausreichend Spenden erhält.
Gerade diese Zusammenhänge und die Art, wie die Hilfsgüter zusammenkommen und dann wieder verteilt werden war für den Botschaftsmitarbeiter neu und eine sehr wichtige Information. Er betonte, dass dieser Besuch gerade zur richtigen Zeit erfolgte, weil die Botschaft am Vortag einen Bericht an die ukrainische Regierung abgeschlossen hatte, der die Situation der deutschen Hilfsvereine im Hinblick auf die humanitäre Hilfe darstellt. Es hatten sich schon einige große Organisationen an die Botschaft gewandt, weil ihre Hilfslieferungen in der Ukraine unter Zollverschluss lagern und viel Geld in Form von Zollgebühren kosten. Die von uns dargestellten Zusammenhänge hatte aber anscheinend noch niemand in dieser Weise aufgezeigt.
Da wir die Dokumentation hochwertig aufbereitet in mehreren Exemplaren in ukrainischer Sprache zur Verfügung stellten, wird die Botschaft sie dem Sozialministerium zugänglich machen, um eine Änderung der Verordnungen dahin gehend zu erwirken, dass die Arbeit ähnlicher kleiner Vereine wieder möglich wird. Wir wurden außerdem aufgefordert, uns auch bei der ukrainischen Vertretung in Bonn vorzustellen, damit der Verein mit seiner Arbeit dort bekannt wird und von dort unterstützt werden kann.
Wir waren eigentlich mit wenig Hoffnung nach Berlin gefahren, weil wir fürchteten, in der aktuellen Situation der Ukraine bei der Botschaft überhaupt kein Gehör zu finden. Wir waren aber froh, dass der Besuch anscheinend sehr wichtig war und möglicherweise nachhaltigen Erfolg bringen wird.
Wir möchten noch einmal dringend darauf hinweisen, dass die anderen Hilfsaktivitäten des Vereins unabhängig von den Hilfstransporten natürlich normal weiterlaufen. Die Gerüchte, dass wir unsere Arbeit einstellen würden, weil die Hilfstransporte nicht mehr gingen, sind völlig gegenstandslos. Die Hilfstransporte haben zwar die größte Öffentlichkeitswirkung, aber sie stellen nur ungefähr ein Viertel unserer Arbeit dar. Die Kindererholungsmaßnahmen im Märkischen und im Oberbergischen Kreis sowie in den ukrainischen Karpaten, die Medikamentenhilfe im Kreis Wischgorod und die Armenküche im Kreis Bila Zerkwa laufen ganz normal weiter und benötigen weiterhin Spenden. Wer sich über diese Aktivitäten näher informieren möchte, kann dies auf dieser Homepage tun oder sich an einen unserer Ansprechpartner wenden. Spenden für diese wichtige Arbeit können auf das Konto 6000467 bei der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen (BLZ 45851665) überwiesen werden.
Die Dokumentation finden Sie sowohl in deutscher als auch in ukrainischer Sprache unter "Downloads".